Servus miteinander,
heute habe ich mal etwas Neues für euch, denn ich habe mich das erste Mal an der Deepskyfotografie versucht und hätte nie gedacht, dass es so einen Spaß macht! Wer
mich kennt, weiß, dass ich ein kleiner Nachtschwärmer bin, deswegen musste ich auch diese Art von Fotografie ausprobieren. Aber nun erst einmal ein paar Bilder und im Anschluss die
Details.
Jetzt denkt ihr bestimmt, ihr benötigt für solche Aufnahmen ein Teleskop, doch das ist nicht der Fall.
Ich habe all diese Aufnahmen mit meiner Canon EOS 6D und einem Canon 70-200mm 2.8 (mit und ohne Extender) gemacht.
Ihr braucht also nur eine Kamera, ein Stativ und ein einigermaßen lichtstarkes Teleobjektiv. Selbst mit einer größten Blendenöffnung von 5.6 solltet ihr gute
Ergebnisse hinbekommen. Ich erkläre euch nun, wie ihr beispielsweise die Andromeda-Galaxie (Bild 1 und 3), den Orion-Nebel (Bild 2) oder die Seven Sisters (Bild 4) fotografieren
könnt.
1. Schritt:
Ladet euch im App Store, Playstore, whatever... eine App herunter, mit der ihr Sternzeichen, Galaxien oder Nebel mit Augmented Reality (AR) finden könnt. Ich benutze
"Star Walk 2" für iOS.
2. Schritt:
Nun müsst ihr einen geeigneten Ort zur Sternbeobachtung finden. Dabei kann euch die Website Lightpollution-Map helfen.
Sucht im Idealfall nach einem Gebiet mit grüner oder blauer Einfärbung, dort ist am wenigsten Lichtverschmutzung, welche vor allem durch Städte verursacht wird. Auch
in gelben Bereichen sind noch gute Ergebnisse möglich. Orange und rote Gebiete würde ich für diese Art von Fotografie nicht empfehlen, da man dort sehr oft nur wenige Sterne und andere
Himmelskörper sieht.
2. Schritt:
Beobachtet den Wetterbericht und die Mondphase. Optimal ist eine Neumondnacht ohne Wolken. Selbst bei einem hellen Mond könnt ihr das passende Foto
schießen, die Wahrscheinlichkeit ist aber durch das Streulicht geringer.
3. Schritt:
Wenn das Wetter passt, ihr einen geeigneten Standpunkt und eine sternklare Nacht habt, vergesst bitte nicht, euch warm anzuziehen, gerade jetzt in den
Wintermonaten. Zudem kann euch eine Stirn- oder Taschenlampe mit Rotlicht helfen, um die Kamera einzustellen. Weißes Licht würde ich vermeiden, da ihr so schnell eure "Nachtsicht" verliert und
sich eure Augen erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen müssen, um die unendlich vielen Sterne zu sehen.
4. Schritt:
App anwerfen und ein Objekt (z.B. Andromeda-Galaxie) per AR-View suchen. Wenn ihr einen schönen Himmelskörper gefunden habt, könnt ihr mit der kleinsten Brennweite
eures Objektives einen Testshot machen, um das Objekt erst einmal auf dem Bild zu finden. Bei der Andromeda-Galaxie ist das sehr einfach, da sie sehr hell leuchtet. Richtet das Objekt am
besten mittig aus, sodass ihr nur noch reinzoomen müsst. Für den Testshot muss die Belichtung noch nicht korrekt sein. Versucht z.B. eine Belichtungszeit von 10 Sekunden bei offener
Blende und ISO3200.
5. Schritt:
Nun habt ihr euer Objekt groß im Bild und müsst den Fokus setzen. Dies geht sehr einfach per Live-View, einfach einen Stern anvisieren und manuell so lange
fokussieren, bis der Stern am kleinsten ist.
6. Schritt:
Da ihr ja mit einer relativ langen Brennweite fotografiert, könnt ihr natürlich nicht mit einer Belichtungszeit von 10 Sekunden fotografieren, weil sonst Startrails
bzw. Sternspuren entstehen. Bestes Beispiel dafür ist mein Seven Sisters Bild (Bild 4): hier habe ich eine Belichtungszeit von 3,2 Sekunden genommen, was viel zu lange ist.
Bei 200mm Brennweite ist eine Belichtungszeit von 0,5s bis 1s in Ordnung.
Bedenkt jedoch, dass ihr bei einer Cropkamera noch den Cropfaktor mit einberechnen müsst. Dieser ist bei Canon z.B. x1,6.
Das heißt: Bei allen Nicht-Vollformat-Kameras von Canon (z.B. 80D, 100D...) habt ihr bei 200mm nicht 200mm, sondern 320mm.
Ihr habt zwar so mehr Brennweite, kommt also "näher" an das Objekt heran, müsst aber kürzer belichten.
Bevor ich hier noch mehr Theorie darüber erkläre, probiert es aus und testet, ob ihr Sternspuren seht oder nicht.
Dies kann natürlich auch ein cooler Effekt sein ;)
Aufgrund der relativ kurzen Belichtungszeit ist es nötig, den ISO-Wert sehr hoch einzustellen, aber keine Panik, das wird euch nicht zum Verhängnis, denn wir machen
nicht nur ein einzelnes Bild, sondern ganz viele.
Meine oben gezeigten Bilder bestehen alle aus 50-100 Einzelbildern, welche ich dann (siehe nächsten Schritt) zusammengestackt habe. Dafür müsst ihr lediglich immer
schauen, ob euer Objekt noch auf dem Bild vorhanden ist (idealerweise in der Mitte), ihr braucht also nicht zwingend eine Nachführung. Zusätzlich könnt ihr auch noch Darkframes machen, das ist
aber auch nicht zwingend notwendig.
Also grobe Zusammenfassung: 0,5s bis 1s, Blende offen, ISO10000+, 50-100 Bilder (je mehr, desto besser).
7. Schritt:
Ihr seid zuhause angekommen mit vielen coolen Bildern und wollt jetzt ein rauschfreies, detailreiches Bild haben.
Dazu benutzt ihr ein Stack-Programm, z.B. Sequator. Anbei ein Video, wie ihr vorgehen könnt.
Auch, wenn man im Video keinen großen Unterschied erkennen wird, der Hauptgrund, die Bilder zu stacken ist es, das Rauschen zu minimieren. Dieses Bild vom
Orion-Nebel besteht aus Einzelbildern mit einem ISO-Wert von 25600, es rauscht also sehr.
8. Schritt
Nun müsst ihr nur noch das fertige .tif-Bild in das Bildbearbeitungsprogramm eurer Wahl laden und könnt ihm euren eigenen Touch geben.
Ich hoffe, euch hat dieser kleine Exkurs in die Deepskyfotografie gefallen oder sogar geholfen, ich freue mich auf viele klare Nächte und wünsche euch ganz viel
Glück! Lasst auch gerne einen Kommentar da oder schaut auf meinen Social Networks vorbei! :)
Euer Tim
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